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Die Manzana de los Jesuitas ist ein Gebäudekarree in Cordoba, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts von den dort lebenden Jesuiten als erste Universität Argentiniens errichtet wurde. Sie fügten in dem Komplex eine Kirche sowie Unterrichts- und Wohnräume zusammen, um dort die Zentrale ihrer Missionstätigkeit in der damaligen spanischen Provinz Paraguay zu etablieren. Der Häuserblock wurde im Stil argentinischer Kolonialarchitektur erbaut.
Seit dem Jahr 2000 gehört die Manzana de los Jesuitas zusammen mit fünf zugehörigen Landgütern (Estanzien) der Umgebung zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das Komitee erhob die Bauwerke in diesen besonderen Status, da sie auf einmalige Weise eine Verschmelzung europäischer Werte und Traditionen mit der einheimischen Kultur einer ehemaligen Kolonie symbolisieren. Mit diesem sozialen und wirtschaftlichen Experiment formten die Jesuiten über 150 Jahre ein kulturelles Denkmal, dessen Erbe sich noch heute in den erhaltenen Gebäuden manifestiert.
Pionier der jesuitischen Missionsbewegung war im Jahr 1607 der Mönch Diego de Torres, der mit dem Auftrag nach Cordoba reiste, die dortige einheimische Bevölkerung zum jesuitischen Glauben zu bekehren. Damit kam er verhältnismäßig spät: Vor den Jesuiten waren bereits andere Ordensgemeinschaften, wie die Franziskaner und die Dominikaner, in den Kolonien gelandet. Ein Jahr nach der Ankunft de Torres' begannen bereits die Bauarbeiten an der Manzana de los Jesuitas. Die neu gegründete Universität, deren Lehrplan Latein, philosophische Studien und Theologie umfasste, wurde von fünf Estanzien versorgt, die in ihrer Nähe lagen und ebenfalls dem Jesuitenorden gehörten. Dort arbeiteten Einheimische, die von den Mönchen zum Christentum bekehrt werden sollten. Im Gegensatz zu den aus Afrika eingeschifften schwarzen Sklaven waren sie keine Leibeigenen, sondern die Schützlinge der spanischen Pater. Diese Wirtschaftshöfe agierten in der Landwirtschaft, Tierzucht und Textilproduktion überaus erfolgreich.
Das heutige UNESCO Weltkulturerbe der Manzana de los Jesuitas umfasst hauptsächlich die Gebäude des ehemaligen Colegio Maximo, an dessen Stelle heute das Rektoratsgebäude der Universität untergebracht ist. Es beherbergt als einen seiner Schätze eine sehr alte Bibliothek, deren Ursprünge bereits auf die Jesuiten zurückgehen. Im Inneren des Häuserkarrees befindet sich ein großer Lichthof, der zu früheren Zeiten auch als botanischer Garten genutzt wurde. Um dieses von Säulengängen gesäumte Zentrum herum gruppieren sich neben dem Rektorat auch die ehemaligen Unterkünfte der Pater sowie die Räume des Colegio de Monserrat. Den religiösen Kern des Ensembles formt die Kirche La Compania de Jesus, deren schlicht gehaltene Natursteinfassade den prachtvoll ausgeschmückten Innenraum kaum erahnen lässt. Barocke Altarkonstruktionen und eine von Zedernbalken gehaltene Decke verweisen auf die zentrale Bedeutung des Gotteshause für die Manzana de los Jesuitas. Ebenso wichtige Rollen spielten in der Vergangenheit die Estanzien in der Umgebung des Häuserblocks. So sind beispielsweise die erhaltenen Gebäude der Alta Gracia im Zentrum Cordobas gelegen, wo sie ebenfalls ein vierseitiges Karree formen. Neben einer Kirche und dem Pfarrhaus bestehen sie unter anderem aus Viehställen und einer Textilfabrik. Außerhalb der Stadttore Cordobas liegt die Estanzia Santa Catalina mit der größten Grundfläche der fünf zum Weltkulturerbe der UNESCO zählenden Estanzien, deren Kirche mit einer imposanten Barockfassade ausgestattet ist. Weiterhin umfasst das Quintett die Estanzien Jesus Maria, Caroya und die am weitesten von Cordoba entfernte Candelaria.